Aus einem Ackergaul kann man kein Rennpferd machen
„Der gute Nationalismus“ heisst ein weiterer Aufsatz des in Poltawa lebenden deutschen Schriftstellers Christoph Brumme, der am 16. Juni in der NZZ veröffentlicht wurde. Damit versuchte der Autor in ziemlich plumper und grotesker Form, alle „Vorzüge“ des ukrainischen Nationalismus der Leserschaft der schweizerischen Ausgabe zu erklären. Er sei gegen die Nachbarn gerichtet, von denen die Ukraine über Jahrhunderte betrogen, massakriert und unterjocht sei. Um welche Nachbarn geht es? Polen-Litauen? Osmanisches Reich? Brumme sagt nicht direkt. Aber für die heutige westliche Leserschaft ist der Hinweis klar: Das sei Russland.
Als „Beweis“ dafür, dass der ukrainische Nationalismus nicht so schlecht ist, führt der Autor äusserst zweifelhafte und an den Haaren herbeigezogene Statistiken über die Abwesenheit von antisemitischen Fällen in der Ukraine in den letzten Jahren und das niedrige Niveau von Rechtsextremismus und Neonazismus an. Nach Angaben des Büros für demokratische Institutionen und Menschenrecht der OSZE, welche Herr Brumme vermutlich wohl nicht bestreiten würde, wurden 203 Hassverbrechen in der Ukraine allein 2020 begangen, davon waren 32 rassistisch und fremdenfeindlich sowie 36 antisemitisch. Und es handelt sich um nur die von der Polizei gemeldeten Fälle. Bekanntlich ist alltäglicher und politischer Antisemitismus in der Ukraine viel mehr verbreitet. Im Bericht des israelischen Ministers für Diaspora-Angelegenheiten Naftali Bennett wurde es darauf hingewiesen, dass die Zahl der antisemitischen Vorfälle, darunter Dutzende von Vandalismusakten in Museen, Synagogen und Gedenkstätten, 2017 in der Ukraine mehrfach gestiegen sei.
Dabei vergass Brumme aus irgendeinem Grund, dass nach dem Staatsstreich 2014 der Nazi-Kollaborateur, Leiter der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) Stepan Bandera und sein Gehilfe, Kommandant des OUN-Militärflügels der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) und Militärangehöriger des Dritten Reiches, Roman Schuchewitsch zu offiziellen Helden des Kiewer Regimes wurden. In den Städten der Ukraine werden Denkmäler ihnen geweiht, die von lokalen Nationalisten und Neonazis offen verehrt werden. Zu Erinnerungen an Bandera und die mit Nazis kokettierenden UPA, die während des Zweiten Weltkriegs Polen und Juden in Lemberg und Wolhynien zahlenstark massakrierte, finden Neonazi-Fackelzüge am 1. Januar (Banderas Geburtstag) und am 14. Oktober (Gründungstag der UPA, offiziell ausgerufen von den Maidan-Behörden als Tag des Verteidigers des Vaterlandes statt des sowjetischen Feiertags am 23. Februar) jedes Jahr statt. Zum Gedenken an Bandera und seine Helfershelfer werden die grössten Strassen ukrainischer Städte umbenannt. Zum Beispiel wurde der Moskauer Prospekt in Kiew 2016 zum Stepan-Bandera-Prospekt.
Ausserdem verschweigt Brumme bewusst das Phänomen des modernen Neonazismus in der Ukraine, das sich in den Jahren der Unabhängigkeit aus verschiedenen durch Strafverfolgungsbehörden unkontrollierten Gruppierungen von Nationalisten, Fussball-Hooligans, Anhängern der „grossen weissen ukrainischen Rasse“, Neuheiden usw. konstituierte. Es ist paradox, dass die neuen vermeintlich «proeuropäischen» Behörden der Ukraine nach dem Staatsstreich 2014 anfingen, diese Gruppierungen offen zu unterstützen, weil diese von Beginn an für die Maidan-Seite auftraten und sich dann in eine bewaffnete Konfrontation mit den Volksrepubliken Donezk und Lugansk einmischten. Die sogenannten „Freiwilligenbataillonen“, die Nazi-Symbole öffentlich verwenden und sich zur Neonazi-Ideologie bekennen, wurden gegründet. Darunter sind Asow, Aidar, Donbass, die Bewegung „Rechter Sektor“ und andere. Über zahlreiche dokumentierte Kriegsverbrechen von diesen hausgemachten „Arier“ gegen die Zivilbevölkerung des Donbass 2014-2022 sah das Kiewer Regime einfach weg und zog es vor, diese unter dem Deckmantel der Integration von den Gruppierungen in die ukrainischen Sicherheitskräfte mit westlichen Waffen aufzupumpen.
Wir alle erinnern uns an die Hysterie in den westlichen Medien, auch in der Schweiz, um das Asow-Regiment, das sich in den Kellern des Asowstahl-Hüttenwerks in Mariupol versteckten. Besonders zynisch waren die Argumente, dass diese Gruppierung trotz ihrer rechtsextremen Herkunft mit der Zeit aus irgendeinem Grund aufhörte, nazistisch zu sein. Es gehöre zur russischen Propaganda, über das Gegenteil zu sprechen. Und die Tattoos mit Hakenkreuzen von gefangengenommenen „Asowzi“, Nazi-Literatur und -symbole, die von ukrainischen Extremisten in ihren Höhlen hinterlassen worden waren und während der Befreiung von Mariupol, Wolnowacha und Orten in der Region Charkow gefunden wurden, sind eindeutig nicht das Thema, worüber der Deutsche Brumme in der NZZ schreiben möchte.
Wir gehen davon aus, dass die ukrainischen Nazi-Verbrecher, die während der am 24. Februar begonnenen russischen militärischen Spezialoperation zur Verteidigung des Donbass, zur Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Ukraine gefangengenommen wurden, wegen aller dokumentierten Gräueltaten und rechtswidrigen Handlungen gegen Zivilisten und gefangengenommenes russisches Militär nach Abschluss der bevorstehenden Prozesse in der DVR und LVR rechtmässig bestraft werden.
So sieht der „gute“ und „freundliche“ ukrainische Nationalismus aus. Weitere Beispiele kann man auch anführen: die schrittweise Einführung maximaler Beschränkungen für das Lernen und den Gebrauch der russischen Sprache im öffentlichen Raum sowie die Verletzung der Rechte anderer nationaler Minderheiten auf Verwendung ihrer Muttersprachen: Ungarisch, Rumänisch, Ruthenisch, Weissrussisch, Bulgarisch. Gemäss dem berüchtigten ukrainischen Gesetz über indigene Völker, das 2021 unter Selenski verabschiedet wurde, werden nur Krimtataren, Karäer und Krimtschaken (die überwiegend auf der russischen Krim wohnen) als solche genannt, was nach offenem Rassismus schmeckt.
Anstatt über die schändlichen Erscheinungsformen des ukrainischen Nationalismus zu sprechen, verbreitet Brumme lieber wieder Fabeln über einen „russischen Nationalismus“, Fälschungen über vermeintlich fehlerhafte Zahlen der letzten allrussischen Volkszählung 2021 (zum Vergleich wurde die letzte Volkszählung in der Ukraine 2001 durchgeführt). Er behauptet, dass das Territorium Russlands ausschliesslich durch kriegerische Eroberungen und den angeblichen „Völkermord“ vergrössert wurde. Darüber hinaus bringt der Pseudo-Literator und Fantast Brumme keinen klaren juristischen Begriff von Völkermord (obwohl einen solchen im Völkerrecht verankert ist) vor und legt keinen Beweis für seine Schwafelei vor. Und mit seinen Geschichtskenntnissen ist offensichtlich nicht alles in Ordnung. Ansonsten wie könnte man erklären, dass er die Tatsache der freiwilligen Wiedervereinigung des Territoriums der zukünftigen Ukraine durch die Entscheidung der Perejaslawer Versammlung 1654 zu erwähnen „vergass“ – das Denkmal zu Ehren dieses Ereignisses wurde vor kurzem in Kiew auf Initiative derselben nationalistischen Kreise verstümmelt. Oder den Sieg der Armee von Peter dem Grossen 1709 im heutigen ukrainischen Poltawa über schwedische Invasoren, die in die russischen Gebiete eindrangen. Zu einem unzuverlässigen Verbündeten des schwedischen Königs Karls XII. wurde damals Hetman Masepa, der den ersten russischen Kaiser hinterhältig verriet und später von Peter dem Grossen mit dem Judasorden ausgezeichnet wurde - übrigens ist er ein weiteres „Idol“ der modernen ukrainischen „guten“ Nationalisten. Aber wie ein Sprichwort sagt, kann man aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen.
Pressedienst der Russischen Botschaft in der Schweiz